created: 2024-05-15T13:22
updated: 2024-05-18T17:20
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Vitamin A
Unter Barfern gibt es immer wieder Verwirrungen über diese Vitamin. Einerseits ist es natürlich notwendig. Andererseits wissen die meisten inzwischen, dass eine Überversorgung auch nicht gut ist.
Vitamin A ist ein fettlösliche Vitamin und wird (wie alle fettlöslichen Vitamine) im Organismus gespeichert. Das ermöglicht zum einen, dass eine zeitweise Unterversorgung ausgeglichen werden kann. Zum anderen bewirkt es, dass eine Überversorgung sogar Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann, da ein Überschuss nicht ausgeschieden wird.
Allerdings unterscheidet sich die Physiologie des Hundes von der vieler anderer Tierarten. Das Retinol (Vitamin A) liegt in seinem Organismus in einer Form vor, die ihn erheblich toleranter gegenüber einer Überversorgung machen. Gleichzeitig ist er in der Lage einen Überschuss bis zu einem gewissen Grad über die Niere aus zuscheiden. Was wiederum den Nachteil hat, dass bei einer Nierenschädigung ein verstärkter Vitamin-A-Verlust vorkommen kann.
Hunde können, ebenso wie Menschen, Vitamin A aus dessen Vorstufe Beta-Carotin bilden. Diese kommt besonders in Möhren und anderen gelben Gemüsesorten, aber auch in grünen Pflanzen vor. Die Hauptquelle für Vitamin A ist aber eindeutig Leber.
Aus 100g Möhre gewinnt ein Hund ca. 4000 IE Vitamin A. 100g Leber enthalten dagegen je nach Tierart, Haltungsbedingungen und Alter 30.000 bis 80.000 IE Vitamin A (oder sogar noch mehr). Wie man sieht ist der Unterschied sehr deutlich, daher beschränke ich mich im Folgenden auf die Aufnahme aus Leber (und anderen Innereien).
Oft wird gesagt, ein Hund dürfe nicht zu viel Leber bekommen, weil es sonst eine Überversorgung mit Vitamin A gäbe. In Studien ist nachgewiesen worden, dass selbst Gaben von 30.000 IE pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag über einige Monate keine Symptome hervorgerufen haben.
Für einen 25kg schweren Hund kann man daher 750.000 IE pro Tag als sichere Grenze betrachten. Solch ein Hund müsste also selbst von einer sehr Vitamin-A-reichen Leber 750g pro Tag (!) fressen um an die Menge zu kommen bei der noch immer keine Symptome aufgetreten sind.
Nach einem normalen Barf-Plan bekommt dieser Hund durchschnittlich 20g Leber pro Tag (oder eben beispielsweise jeden dritten Tag 60g). Das entspricht einer Vitamin-A Aufnahme von 6000 bis 20.000 IE pro Tag. Wie man sieht ist dieser Wert weit von der sicheren Grenze von 750.000 IE pro Tag entfernt.
Gleichzeit ist natürlich die Frage, ob die Versorgung denn ausreichend gesichert ist. Der Bedarf eines gesunden, erwachsenen Hundes liegt bei ca. 100 IE pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Unser Beispielhund mit 25kg braucht also 2500 IE pro Tag. Wir sehen, dieser Bedarf ist ausreichend gedeckt.
Selbst wenn man von einem erhöhten Bedarf eines älteren oder kranken Tieres ausgeht und 250 IE / kg KM / Tag annimmt, reicht der Leberanteil im Futter um diesen Bedarf zu decken.
Einzig bei chronischen Nierenschäden sollte man den erhöhten Verlust (bis zu 9000 IE pro Tag) berücksichtigen und entsprechend ausgleichen.
Könnte man nun den Bedarf auch mit anderen Zutaten decken?
Die Zutaten mit dem nächsthöheren Vitamin-A Gehalt sind Niere, Milchprodukte, Eier und dann eben Möhren.
Unser 25kg Hund müsste davon jeweils (pro Tag!) fressen:
Vollmilch und Ei scheidet aus naheliegenden Gründen aus. Auch Niere dürfte in der Menge schwierig werden. 40g Möhren dürften machbar sein, allerdings ist der Anteil der Möhre am Gemüseanteil (ca. 100g) dann schon recht hoch.
Und kritische Leser merken jetzt auf und sagen: Aber muss man den Möhrenanteil im Gemüse dann nicht mitrechnen, wenn man prüfen will, ob man nicht eine Überversorgung macht?
Das ist gut aufgepasst, aber das müssen wir tatsächlich nicht. Denn die Umwandlung des Beta-Carotin in Vitamin-A wird vom Organismus reguliert. Nur wenn Vitamin-A gebraucht wird, wird es auch daraus gebildet. Wenn schon genug vorhanden ist, bleibt das Beta-Carotin einfach ungenutzt.
Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen und einige Befürchtungen ausräumen.